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Systemische Supervision -
eine Positionsbestimmung

Systemische Gesellschaft e.V.
Deutscher Verband für systemische Forschung, Therapie, Supervision und Beratung

Systemische Supervision ist ein professionelles Verfahren der Beobachtung und Reflexion beruflicher wie institutioneller Praxis und Weiterbildung.

Systemische Supervision beruft sich auf unterschiedliche systemische Ansätze aus verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen, die ihrerseits ein allgemeines Paradigma darstellen und keine in sich abgeschlossene Theorie.

Diese Ansätze beziehen sich allgemein auf die Prinzipien systemischen Denkens und teilen den nicht- linearen Umgang mit Komplexität; dazu zählen: Allgemeine Systemtheorie, Autopoiesetheorie, Kybernetik 2. Ordnung, Synergetik, Kommunikationstheorie, Differenztheorie, Konstruktivismus, sozialer Konstruktionismus, Theorien der Selbstreferentialität, der Selbstorganisation und dynamischer Systeme, Chaostheorie.

Erkenntnis wird als abhängig vom beobachtenden System verstanden und als rekursiver Prozeß von Kognition, Emotion, Kommunikation und Handeln aufgefaßt. "Konsensualität" ersetzt den Begriff der Objektivität; Viabilität und Nützlichkeit stehen im Vordergrund. Diese Kriterien beschreiben einen rekursiven Findungsprozeß als gemeinsam gestalteten Akt der Kommunikation, der Systeme zu passenden Erweiterungen ihrer Möglichkeiten anregen kann. Konzepte multifaktorieller Entstehungszusammenhänge werden gegenüber linearem Kausalitätsdenken bevorzugt.

Systemische Supervision beschäftigt sich mit einer Vielzahl von Wechselwirkungen in komplexen Systemen. Sie fokussiert auf Interaktionen, Mustern und Prozessen im beruflichen Kontext. Institutionelle und individuelle Probleme werden auf der Ebene kommunikativer Muster und Beziehungsstrukturen sozialer Systeme (re)konstruiert und kontextualisiert. Menschen werden in systemischen Ansätzen als autonom und selbstverantwortlich gesehen. Systemische Supervision respektiert Verhalten als nicht vorhersehbar, kontrollierbar oder beliebig veränderbar.

Systemische Supervision regt das Einnehmen einer Außenperspektive in Bezug auf institutionelle und individuelle Fragen an und erzeugt durch den Vergleich mehrerer Blickwinkel Multiperspektivität. “Der Blick von außen” ermöglicht es den Beteiligten, die Spielregeln und möglichen Zielrichtungen eines Geschehens zu beschreiben und erleichtert es zu entscheiden, welche Strukturen und kommunikativen Beiträge verändert und welche beibehalten werden sollen. Statt der immer präziseren Erfassung von "Erkenntnisobjekten" rückt die erkennende Person mit ihren je spezifischen Ressourcen und Unterscheidungen in den Vordergrund.

Systemische Supervision betrachtet Supervisandinnen und Supervisanden als "Expertinnen und Experten ihrer selbst". Sie orientiert sich an ihren Fragen, nutzt und aktiviert ihre Ressourcen und schafft damit Möglichkeiten, neue Handlungsoptionen zu entwickeln.

Sie nutzt auch die historisch gewachsene Bedeutungsvielfalt von Supervision, wie z.B. Kontrolle, Inspektion, Qualitätsgarantie, Wissensvermittlung, Hilfestellung, Anpassung und überwindet sie gleichzeitig, indem sie sie transparent macht, sie in ihrer Sinnhaftigkeit diskutiert und sie gegebenenfalls in Frage stellt.

Systemische Supervision ist sowohl auftragsbezogen als auch am Prozeß orientiert. Im Sinne der Prozeßorientierung versteht sie sich als zirkulärer Prozeß, in dem wechselseitig von SupervisorIn und SupervisandIn neue Bedeutungen erzeugt und neue Handlungen angeregt werden. Im Sinne der Auftragsklärung werden die verschiedenen expliziten und impliziten institutionellen und individuellen Erwartungen erfragt, ihre Unterschiede und deren Bedeutungen diskutiert. Dies geschieht sowohl konzentriert zu Beginn einer Supervision als auch im Sinne der Prozeßorientierung kontinuierlich während des Supervisionsgeschehens. Der konkrete Supervisionsauftrag wird zwischen Supervisorin und Supervisor sowie Supervisandin und Supervisanden in wechselseitigen dialogischen Prozessen ausgehandelt.

Die Haltung bzw. das Verhalten der Supervisorin und des Supervisors orientiert sich an Prinzipien der Neutralität, der Allparteilichkeit, Pluralität, Kontextsensibilität und der Genderperspektive. Sowohl Respekt gegenüber den beteiligten Personen als auch Bereitschaft, handlungsleitende Ideen in Frage zu stellen, prägen das supervisorische Vorgehen.

Zu den systemischen Supervisionsmethoden zählen u.a. jene, die förderlich zum gemeinsamen Prozeß beitragen, insbesondere Kontextklärung, zirkuläre, ressourcen- und lösungsorientierte Fragen, Kommentieren, Reflektieren, die Arbeit mit Metaphern, Skulpturen, Organigrammen, Genogrammen, figürlichen Darstellungen sowie Nutzung von Zeitlinien, Sprechchören und Ritualen.

Systemische Supervision wird in unterschiedlichen Kontexten angewandt, u.a. im klinischen Kontext (Psychiatrie, Psychosomatik, Suchtbereich etc.), im psychosozialen Kontext (Beratungsstellen, Jugendhilfe, JVA etc.) und im pädagogischen Kontext (Schule, Erwachsenenbildung etc.) und zunehmend auch im betrieblichen Kontext (Leitungssupervision, Coaching, Organisationssupervision etc.). Auch im Weiterbildungsbereich nimmt systemische Supervision eine zentrale Rolle in den systemischen Curricula ein. Supervidiert werden Einzelne, Gruppen und Teams. Inhaltlich und formal wird zwischen Fallsupervision, Team- und Konzeptentwicklung unterschieden. Supervision kann auch in Form von Live- Supervision oder Konsultation erfolgen.

Der Supervisionsausschuss der Systemischen Gesellschaft -1997

 

 

 


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